Hilfe - Diplomarbeit: Tätowierte Menschen in der Werbung

Allgemeines zum Thema Tattoo

Moderatoren: MartiAri, BassSultan

Beitragvon Surreal » 09.08.2010 16:34

Ich schalt mich mal dazu. Finde dein Diplomarbeits-Thema überaus interessant 8)

Chil hat geschrieben:Ich untersuche ja die Darstellung von tätowierten Menschen in der Werbung. Meint ihr, es würde Sinn machen, vorher zu erheben, welche(s) Klischee(s) es überhaupt so gibt? Also eine Art Befragung? Und dann zu vergleichen, ob sich dieses Klischee mit dem medial propagierten deckt? Mein Betreuer ist leider auf Urlaub, drum kann ich das mit ihm grad nicht besprechen.


Zur Frage:
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das bereichernd wäre. Die Klischees werden ja - nach meiner Laienvorstellung - sowohl die Machart der Werbung, als auch die Weise beeinflussen, wie der Zuschauer diese aufnimmt, also beide Seiten betreffen?! Und wie ich den vorigen Seiten dieses Threads entnommen habe, interessiert dich für die Arbeit ja beides?
Wobei Klischees in der "Normalbevölkerung" hier eventuell auch nochmal zu unterscheiden sind von gewollten Inszenierungen der Werbung?
(Irgendwie fehlen mir die richtigen Worte um das auszurücken, was ich sagen will - sind diese Gedanken verständlich? Sonst versuchs ich nochmal ;) )

Bedenke nur, dass du nicht ewig Zeit hast für dieses Projekt!
- Unterscheiden sich die Zeiten evtl.? 3 Monate für ne theoretische, 4 Monate für ne empirische Arbeit ist das, was ich von meinem Fachbereich kenne.
- Gibts ähnliche Fragebogen, die du adaptieren kannst? Oder musst du die Fragebögen selbst konstruieren? (-> Denke an "pre-tests" - vllt. kannst du den/die Fragebögen einstellen und einige hilfsbereite User loten schonmal eventuelle Schwierigkeiten beim Ausfüllen aus.)

Was mir beim Betrachten der hier geposteten Werbung in den Sinn kam:
Interessiert dich/Ist es relevant, inwiefern die Tattoos in den Werbungen (vermutlich) echt sind? Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass ein offensichtlich künstliches Bild einer Gisele Bündchen, die über und über in einem vermeintlichen Tattoo-Style bemalt ist, anders wirkt, als ein Mensch, der eher echte Tattoos zu haben scheint. Ist aber nur ein Gedankenspiel. Betrifft auch nicht nur das Bsp. G. Bündchen.

Noch ne letzte Frage aus persönlichem Interesse ;) : Die Erhebung betrifft nur Menschen aus Ö?
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Beitragvon Chil » 09.08.2010 20:57

Hey Surreal,
danke für deinen Input!
Also bei uns ist es so, dass man sich für die Diplomarbeit Zeit lassen kann, so lange man möchte. Der erste mögliche Abgabetermin wäre für mich der 12. Oktober - wenn ich den einhalte, habe ich im Jänner meine Abschluss-prüfung. Und daran wär mir schon gelegen, weil ich gerne Wien bald den Rücken kehren würde. Andererseits habe ich auch den an mich gestellten Anspruch, dass da was Ordentliches raus kommt.

Ich würde Menschen direkt danach befragen, was sie denken, dass das Klischee eines tätowierten Menschen ist. Und dann würde ich untersuchen, ob die Bilder, die die Werbung vermittelt, ebenfalls diese Klischees vermittelt. Ein Schluss, in welcher Richtung der Zusammenhang besteht (also ob die Menschen solche KLischees von Tätowierten haben, weil sie in der WErbung/den Medien vermittelt werden oder umgekehrt) ist nicht möglich. Aber prinzipiell geht es um Rollenkonstruktion, Kultivationstheorie und Sozialisationstheorien.

Hm, also ich hätte eher gedacht, Stars sowieso von vornherein auszuschließen, weil man da halt einfach nicht ausmachen kann, weshalb gerade diese Person gewählt wurde - also ob es der Starfaktor ist (was wahrscheinlich ist) oder eben doch ein körperliches Attribut wie Tätowierungen. Ich werde alle Sujets inkludieren, egal aus welchem Sprach- und Kulturraum, da ich Tätowierung in meiner (30 SEiten umfassenden) Darstellung der Geschichte der Tätowierung bereits als so ziemlich einzigen Brauch festgemacht habe, der weltweit zu finden ist. Die Sujets werden mittels Inhaltsanalyse untersucht. Nur ob ich eben die "Fleißaufgabe" noch machen soll, weiß ich jetzt nicht.

Kommst du denn auch aus der Studierenden-Ecke? Und du findest echt interessant, was ich da vorhabe? Das freut mich!
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Beitragvon Surreal » 10.08.2010 22:47

Huhu.

Jap, komme (noch) auch aus der Studi-Ecke, und hab meine Diplomarbeit nun endlich eingereicht.. ;)

Klar find ichs interessant - insbesondere auch deshalb, weil es keine 08/15-Arbeit zu sein scheint, die nur repliziert (ich will rein theoretische Arbeiten oder Arbeiten, die zwar empirisch sind, aber nichts "Neues" erbringen, nicht abwerten! Letzteres würde meiner Arbeit entsprechen :D )

Ich kenn Inhaltsanalyse nur von qualitativen Interviews. Wie sähe die aus bei dir?

Den Ausschluss von Promis kann ich nachvollziehen und stimme dir da zu. Wobei das ja dann die einbezogene Werbung stark reduzieren dürfte?

Oh, ich hoffe ich zieh das hier jetzt durch diese Fragen nicht ins OT?
@ Mods: Falls, dann bitte melden!

Grüße.
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Beitragvon Chil » 11.08.2010 22:05

Naja, es geht ja hier speziell um mein Forschungsvorhaben, drum denk ich, das ist schon in Ordnung, wenn wir hier fachsimpeln. Vorweg: Bisher hat mir die Arbeit daran sooo viel Spaß gemacht, ich hab einfach sehr viel auch von anthropologischer Sicht über Tätowierungen gelernt.

Die Inhaltsanalyse wird so sein, dass ich ein Kategorienschema entwickeln muss, also uasi "Fragen an den Text". Also beispielsweise: wieviele Personen sind zu sehen, welches Geschlecht haben die gezeigten Personen, ist der Kontext positiv oder negativ (da braucht man dann eine gute Operationalisierung - denn woran macht man "positiv" oder "negativ" fest? - das ist der Teil, den ich nicht so mag), wie alt sind die gezeigten Personen etc.

Angeregt durch deinen INput habe ich jetzt auch überlegt, ob es nicht vielleicht interessant wäre, medial vermittelte Klischees zu bestimmen und dann zu vergleichen, wie die Community tatsächlich aussieht. Also: wieviele tätowierte Menschen haben eine höhere Schule besucht, wie alt sind sie im Schnitt etc. Was meinst du?

Ach, ich wünsch mir, dass mein Betreuer aus dem Urlaub zurück kommt, ich würde so gern schon mitten ins Feld hüpfen. Die theoretische Verortung habe ich jetzt schon, die brauchen wir ja auch. Ich hab mir die Systemtheorie und ihre Funktionen geschnappt. :lol:
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Beitragvon Surreal » 12.08.2010 20:18

Huhu.

Systemtheorie, ui :D

Die Idee des Vergleichs medial vermittelte Klischees vs. "Community" finde ich gut. Mir kommt es nur immer stärker so vor, als sei das alles echt vielschichtig und überaus umfangreich.. Das liegt wohl aber auch daran, dass das Thema eben auch verschiedene Facetten hat, die schwer isoliert zu betrachten sind, denke ich. (Korrigier mich, wenn ich falsch liege.)

Gibts nen Aspekt, der vom Standpunkt der Systemtheorie aus bei deinem Thema besonders im Fokus steht? (Wenn du diese Theorie schon nimmst?)

EDIT:
Gibts eigentlich bereits empirische Untersuchungen über einen oder mehrere der Ansätze, die du einbeziehen könntest?
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Beitragvon Chil » 12.08.2010 21:10

Also im Prinzip stütze ich mich auf die Luhmannsche Auffassung der Systemtheorie - bisher habe ich Werbung als Teilbereich des Systems Massenmedien verortet. Und als solches muss Werbung ja bestimmte Funktionen erfüllen, beispielsweise soziale, poliitsche und ökonomische Funktionen. Eine der sozialen Funktionen ist Integration, bzw. auch soziale Orientierung, Sozialisation etc. Und als solche muss halt Werbung ein halbwegs adäquates Bild der Wirklichkeit konstruieren - Klischees sind an sich in Ordnung, das Wort hat eine neutrale Bedeutung, die eigentlich nur sagt, dass Muster herangezogen werden, die die Welt reduzieren. Gefährlich wirds dann, wenn Klischees zu Diskriminierung führen und einfach falsch sind.

Ja, also eigentlich könnte man da eine Doktorarbeit draus machen. Wenns meinen Professor genügend interessiert, kann man das ja ausbauen.

Empirische Untersuchungen gibts genau zu diesem kleinen Thema noch nicht, aber viele in Richtung Genderdarstellung, Darstellung anderer Randgruppen etc.
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Beitragvon Surreal » 01.09.2010 22:11

Huhu.

Gibts was neues bei dir?
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Beitragvon Gewitterfisch » 12.09.2010 10:49

Hab grade den neuen OTTO-Katalog durchgeblättert und war angenehm überrascht, dass einige der männlichen Models Tattoos auf den Armen tragen. Hätte ich hier nicht unbedingt vermutet ...
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Beitragvon Chil » 13.09.2010 20:51

Danke für den Hinweis, Gewitterfisch!

@Surreal:
Ja, mit der Theorie bin ich fertig. Mein Vorhaben, am 12.10. abzugeben, wird nicht hinhauen, weil ich noch keine Note aufs Konzept habe (und die wäre eigentlich Voraussetzung, damit man mit der Diplomarbeit beginnen darf) und ich die Werbung semiotisch untersuchen soll. Allerdings habe ich damit noch nie etwas gemacht, deshalb muss ich mir die ganze Methodik erstmal aneignen.

Wenn ihr dazu Tipps habt, nehm ich die auch sehr gern an!
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Beitragvon CherryBlossom » 26.09.2010 20:45

Bauchst du noch Tipps?

Momentan in der neuen Ikea Werbung ist der Berater Johann auch tätowiert, ich glaub, der ganze Arm :)
Und der komische rosa Elefant bei der RTL Werbung für das Supertalent :D
"Man muss den Menschen vor allem nach seinen
Lastern beurteilen. Tugenden können vorgetäuscht sein.
Laster sind echt." Klaus Kinski
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Beitragvon Chil » 18.10.2010 20:46

Jaaa, danke! Immer nur her mit den Tipps! Ich habe immer noch keine Note auf mein Konzept :( Als ich in der Sprechstunde war, hat der Betreuer gemeint, er hätte es verloren. Also nochmal ausdrucken, hinbringen, warten. Mich nervts schon so!
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Beitragvon Chil » 23.05.2011 21:59

Was lange währt, wird endlich gut. Ich bin FERTIG!!! Am nächsten Dienstag gebe ich meine Diplomarbeit ab und harre der Dinge, die da kommen mögen. Die Ergebnisse waren übrigens halbwegs erstaunlich.

Danke anr alle, die hier öfter mal reingeschaut haben!
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Beitragvon Buddha_Eyes » 23.05.2011 22:01

Die Ergebnisse waren übrigens halbwegs erstaunlich.

Ja, und... :?: :?: :?:
Expect nothing..
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Beitragvon Chil » 23.05.2011 22:09

Ich trau mich noch nix sagen, solang ich sie nicht wirklich abgegeben hab :D

Was mich persönlich SEHR überrascht hat: Von insgesamt 83 untersuchten Anzeigen arbeitete nur EINE einzige mit dem Stereotyp des "Knastbruders" (wurde davor definiert) und diese Anzeige ist aus dem Jahr 2010 und in Deutschland erschienen. Insgesamt verbreiten die untersuchten Sujets in 7 von 13 untersuchten Jahren negative Gesamtstimmung tätowierten Menschen gegenüber, im europäischen Sprachraum wird alles tätowiert dargestellt, was irgendwie geht (Tiere, Babys, Gegenstände,...) während die Asiaten da keinen Spaß verstehen. Dort ist die Tätowierung auch in der Werbung eine durchaus ernstzunehmende Kunstform und eine Tradition, auf die man stolz ist. Der angloamerikanische Sprachraum ist der einzige, in dem mit TÄtowierungen nicht auch für Alkohol geworben wurde.... ups, jetzt hab ich doch schon einiges gesagt. Oh, und in Österreich erschienen drei Anzeigen, von denen zwei SEHR negativ sind...

Da waren ein paar wirklich krasse Anzeigen dabei - arg war das!

Edit hat gemeint: ich muss noch darauf hinweisen, dass es immerhin vier Anzeigen gab, die Anti-Stereotyping betrieben.
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Re: Hilfe - Diplomarbeit: Tätowierte Menschen in der Werbung

Beitragvon METAHOLIC » 18.08.2013 13:07

Da ich in letzter Zeit öfters an diesem Werbeplakat der Kindernothilfe vorbeigefahren bin, dachte ich mir, ich belebe diesen Thread mal wieder:
Kindernothilfe.jpg
Kindernothilfe.jpg (94.6 KiB) 5038-mal betrachtet

Und das habe ich einer Vorarlberger Zeitung gefunden:
Mohrenbräu.JPG
Mohrenbräu.JPG (98.82 KiB) 5038-mal betrachtet

Übrigens wären die ausstehenden Ergebnisse der DA sehr interessant! :D
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