ich überlege nun schon seit gestern, mich euch anzuvertrauen und habe mich, trotz einiger Ängste, letztlich auch dazu durchgerungen.
Ich bin absoluter Tattoo-Neuling, wollte aber schon seit bald 20 Jahren immer wieder einmal ein Tattoo haben. Dann hab ich einige Zeit recherchiert, geplant, Studios gesucht, mit Leuten gesprochen, die schon Tattoos besitzen, und das Thema letztlich doch immer wieder verworfen, da ich vor dem Stechen an sich viel zu großen Respekt hatte

In all der Zeit hat sich für mich herauskristallisiert, dass ich Neotraditoinals, Oldschool und Comic besonders toll finde. Also bunt sollte es auf jeden Fall sein, und einen Hang zum niedlichen bitte. Ich wusste nie so recht, mit welchem Motiv ich mal starten würde, konnte mich schlichtweg auch zwischen all den möglíchen Vogel-, Blumen- und anderen Tiermotiven nie so recht entscheiden. Zudem haben gute Studios eine lange Vorlaufzeit, und ich hatte Angst, nach monatelangem Warten kurz vor dem Termin doch wieder einen Rückzieher zu machen.
Monatelang folgte ich bereits 3 Künstlern auf Facebook und Instagram, bis letztes Jahr einer der Dreien einen kleinen Lückenfüller postete. Es war der kleine Maulwurf, und ich war hin und weg, schockverliebt, und dachte: DEN will ich auch. Ich kam mit dem Artist ins Gespräch, und es war möglich, für solch ein recht kleines Projekt doch relativ zeitnah einen Termin zu bekommen. Das Motiv war perfekt (dachte ich). Ich hab einen Hang zum kindlich-verspielten, bin vom Kopf her auch nie richtig erwachsen geworden. Es war klar, dass ich bei einem so niedlichen Motiv schwach werde. Nun musste ich ja nur noch meine Angst vorm Stechen überwinden...
Im Endeffekt war alles super. Der Termin (Ende Januar) war super, alle Menschen um mich herum super lieb und einfühlsam, das Studio blitzeblank, alles bestens. Ich fühlte mich rundum wohl und gut aufgehoben. Ich hab mir den kleinen Maulwurf (gepostet bei Show your tattoo) auf den linken Oberarm hinten stechen lassen. Schmerzen hatte ich überhaupt nicht; ich hab mir alles viel viel schlimmer vorgestellt. Das Tattoo heilt ohne weitere Komplikationen, ich war stolz wie Oskar und total verliebt in das Motiv. Bis gestern.
Ich weiß nicht was passiert ist, aber plötzlich zweifel ich das Motiv total an. Auf einmal finde ich es zwar immer noch niedlich, aber plötzlich zu niedlich, beinahe schon peinlich. Plötzlich steh ich nicht zu meinem Kindskopf in mir, beziehungsweise, ich entwickel mit dem Tattoo scheinbar ein Problem damit, meine verspielte Art nach außen zu tragen. Lange Rede kurzer Sinn: Ich bekomme das Gefühl, einen riesen großen Fehler gemacht zu haben, fühle mich auf einmal dumm und naiv, mit dem bunten Bild auf dem Arm in extremen Minuten sogar fast lächerlich. Auch wenn ich es nicht wollte, aber ich habe heute bitterlich deswegen weinen müssen.
Ich wüsste gerne, was auf einmal mit mir los ist. Am liebsten würde ich alles ungeschehen machen. Ich muss dazu sagen, dass ich ein unheimlich kopflastiger Mensch bin. Mein Freund sagt, ich soll doch erst mal Ruhe bewahren, abwarten, vielleicht legt sich das Gefühl wieder. Er versteht meine Reaktion auch nicht und sagt, das süße Ding passt so gut zu mir.
Ich hingegen habe nun eine schlaflose Nacht hinter mir, Dr. Google war mein bester Freund, ich lese quer von Cover ups bis hin zu Laserentfernung. Ich versuche wirklich, nicht über zu reagieren, doch es gelingt mir nicht. Ich hätte am liebsten jetzt sofort eine Lösung. Ich weiß, dass das nicht geht und mit dem Wissen renn ich gerade vor die Wand.
Nun suche ich hier keine Leidensgenossen in dem Sinne, aber mich würde interessieren, ob es jemandem schon ähnlich ging und wie ihr euch in solchen Momenten entschieden habt. Momentan nimmt mich das Gedankenkarussel total ein. Ich wünsche mir im Moment wirklich so sehr, ich hätte die xte schnöde bunte Blume gewählt, die ich zuvor nie haben wollte, denn ich war ja auf der Suche nach was pfiffigem. Hm.
Ich hoffe nun aber auch, nicht allzu hartes Feedback zu bekommen, à la "das hättest du dir vorher überlegen sollen" etc. Ich bin erwachsen, 37 Jahre alt, ich war der Meinung, ich tu das richtige, konnte den Termin ja kaum mehr abwarten. Umso verzweifelter steh ich ja jetzt nunmal da und frage mich, was schief gelaufen ist.

LG, Jessy