Hallo zusammen
Nach einer extrem langen - aber für mich a.) notwendigen und b.) genialen - Internetpause habe ich mich heute endlich wieder hier im Forum eingefunden und siehe da, gleich beim ersten Beitrag, mit dem ich meine "Nachlesehausaufgaben" beginne, "muss" ich meinen Senf dazu geben...

Ich weiss, eigentlich ist die Sache schon besprochen und dein Adler geinkt (by the way: Gratulation, sieht solide aus und darf sich sehen lassen) aber ich finde diese Unterhaltung so interessant, dass ich einfach nicht wiederstehen kann. Also:
Es ist lustig, wie unterschiedlich das mit den Schmerzen ist. Jetzt haben doch ein paar Leute hier gesagt, dass sie das erste Tattoo als "schmerzärmstes" einstufen würden und falls ich richtig gelesen habe, hat Wal sogar erzählt, dass es weniger schmerzlich ist, wenn man denkt, es würde sehr schlimm werden.
Meine Erfahrung ist genau umgekehrt: Je mehr Sorgen ich mir mache und je mehr Angst vor den Schmerzen ich habe, desto verkrampfter bin ich und je verkrampfter ich bin, desto mehr tut es mir weh.
Meine allererste Tattoositzung dauerte 6.5 Stunden. Ich war extrem verspannt und ängstlich und konnte daher auch nicht gut mit den Schmerzen umgehen. Ich wurde am linken Bein, Wadeninnenseite, tätowiert und jedesmal wenn es mir weh tat, habe ich mich in mein rechtes Bein gekniffen. Nur so viel: am Abend war mein rechtes Bein knallrot und geschwollen.

Ich war den ganzen Tag wie auf Nadeln und jedes Mal wenn er sagte, "komm, wir gehen wieder rein an die Arbeit", habe ich gedacht: "Hoffentlich gibt es bald wieder eine Pause."

...und dass obwohl der Tätowierer super lieb und sanft war, mit mir geredet hat etc. Heute bin ich überzeugt, dass ich einfach nicht loslassen konnte. Für mich war schon von Anfang an klar, dass es sicher ganz schlimm sein würde, also war es auch schlimm.
Mittlerweile gelingt es mir viel besser mit den Schmerzen beim Tatowieren umzugehen, weil ich anders an das Ganze heran gehe. Zum Einen weiss ich nun ungefähr, was auf mich zu kommt (auch wenn es sich bei jeder Körperstelle anders anfühlt) und zum Anderen kann ich mich einfach leichter entspannen, weil ich mir nun jeweils sage, dass es keinen Grund zur Sorge oder für Angst gibt. Ich atme anders, quatsche mit meinem Tätowierer, wir singen, hören Musik, ich denke bewusst an etwas anderes etc.
Klar, auch ich habe während einer langen Tattoositzung manchmal eine Krise und auch ich finde es nach acht Stunden schlimmer als nach zehn Minuten und ja, ganz egal ob nach 15 Minuten oder nach 9.5 Stunden: am aller, aller, allerschlimmsten finde ich persönlich das Wischen mit dem Resarpapier über das Tattoo (oder wie ihr sagt, mit dem Zewa).

Trotzdem, je gelassener, ruhiger und entspannter ich bin, um so besser wird mein Tattootag.
Natürlich habe auch ich (obwohl ich mich immer gleich vorbereite) gute und schlechte Tattootage, also Tage an denen es mir eher mehr oder weniger weh tut als sonst und das unabhängig davon, wo ich tätowiert werde. Habe mir auch schon überlegt, ob das mit der sogenannten "Tagesform" unter Anderem auch hormonbedingt sein könnte..?
Ich hatte zwei Mal drei Tagessitzungen hintereinander. Das war vielleicht nicht meine allerbeste Idee aber durchaus machbar und ich würde es auch wieder tun. Entgegen meiner Erwartung war es nicht so, dass der erste Tag am lockersten und der dritte am schlimmsten war.
Die Frage, ob "Old School" schmerzhafter ist, als andere Genres, finde ich interessant. Leider kann dazu aber nichts genaues sagen, da ich nicht persönliche Erfahrungen mit zig verschiedenen Genres gesammelt habe.
Sicherlich ist ein mikro fineline Tattoo weniger schmerzhaft, als ein grossflächiges Old School Motiv, da beim ersteren ja nur einzelne dünne Linien gemacht werden und somit auch weniger Hautfläche verletzt wird.
Mein full colour Tattoo war für mich grundsätzlich schmerzhafter als meine black and grey Tattoos doch das liegt natürlich nur daran, dass der Tätowierer bei manchen Farben immer wieder über die schon verletzte Stelle gehen muss und dass er mit dem ach so PÖSEN Zewa noch öfter schruppt als bei b&g, damit nichts zusammenläuft.
Was die Körperstelle angeht, fand ich persönlich bisher den Punkt ganz oben am Rücken in der Mitte (bei der Wirbelsäule) am schlimmsten. Da gab es so eine kleine Region, es fühlte sich an, als wäre die Nadel auf meinem Hals, ich spürte die Stiche von meinem Hals, über die Schulter, durch den rechten Arm, bis hin in meine Fingerspitzen. Lustigerweise war der Schmerz nur von der Mitte oben nach rechts. Und für den Fall, dass ich es schlecht erklärt habe noch einmal: ich wurde am Rücken tätowiert, und beim obersten Teil in der Mitte fühlte ich den Schmerz vom Hals bis zu den Fingern. Übrigens war dies trotz den für mich starken "Halsschmerzen" ein super guter und angenehmer Tattootag.
Viele sagten mir, dass sie am Rücken die Nierengegend am schmerzhaftesten erlebten. Für mich war dort mein grösstes Problem, dass ich immer wieder überlegen musste, ob ich ihn nun darum bitten solle, dass er mich doch bitte an der Seite kräftiger anpacken solle.

Weil seine Hände berührten mich so sanft und zart, dass ich ab und zu zusammengezuckt bin und lachen musste. Nicht dass ich dem Lachen grundsätzlich abgeneigt wäre aber das Zusammenzucken kann ja schon mühsam werden, besonders wenn der Tätowierer vielleicht gerade an einer feinen Linie oder einem Detail ist.
...So, nun habe ich zu langen Tattootagen, Schmerzen beim Tatowieren und Schmerzen je nach Körperstellen wohl mehr als genug Senf in die Runde geschmiert. Bleibt nur noch, dir, Ohrringtom, noch einmal zu deinem tollen Erstling zu gratulieren und meinem Senf Grüsse bei zu fügen.
Also: Gratulation an Ohrringtom, wirklich ein hübscher Vogel und Grüsse in die Runde von Eldez.

Wer in obenstehendem Text Rechtschreibefehler findet, darf diese gerne behalten.