Sperber hat geschrieben:Ich hab im Leben einfach noch nie so einen Mist gebaut wie jetzt...
Hallo Sperber,
sein gnädig mit Dir selbst.
Ich kann dieses Gefühl ganz gut nachvollziehen, denn vor ziemlich genau einem Jahr ging es mir ganz ähnlich. Ich habe mich gefühlt, als wenn ich als Kind etwas ganz Blödes angestellt habe. Komisch, rational nicht zu erklären und schon gar nicht rational zu beeinflussen. Aber es war so.
Ich hatte sogar schon ein Tattoo, es sollte nur um ein Element erweitert werden. Dieses Gefühl kannte ich aber noch nicht, es hat mich ziemlich eiskalt erwischt.
Als Grund dafür konnte ich für mich später die nicht stimmige Kommunikation ausmachen. Obendrein war es in sich wackelig gestochen und falsch platziert, aber vor allem Letzteres beruhte eben auf genau dieser unstimmigen Kommunikation. In dem Moment war mir das aber nicht vordergründig bewusst. Irgendwo im Hinterstübchen wusste ich wohl, dass da was nicht passt, war aber in dem Moment nicht in der Lage, darauf zu reagieren.
Meine Reaktion im Anschluss darauf war auch totale Ablehnung. Objektiv gesehen war es wahrscheinlich gar nicht sooo schlimm, vor allem war es auch relativ klein (wohl so ca. 8 x 8 cm). Das hilft aber bei dem Ablehnungsgefühl nicht.
Rein psychologisch würde man hier vielleicht von einer Anpassungsstörung reden. Vielleicht sagt Dir dieses Stichwort ja auch etwas und vielleicht kann es Dir ein bisschen bei der Auseinandersetzung mit dem Thema helfen.
Für mich war in der ersten Zeit auch völlig klar, dass ich mich niiieee wieder tätowieren lasse! Andererseits musste aber mit dem Fail etwas passieren. Mindestens müsste es irgendwie überarbeitet werden, damit ein paar Stellen nicht mehr so wackelig aussehen. Dazu wäre ich gerade noch bereit gewesen. Lasern wäre die andere Alternative gewesen.
Da ich aber an den nächsten Schritt absolut bewusst herangehen wollte, habe ich angefangen, mich noch intensiver mit den Themen Tätowierung und Lasern auseinanderzusetzen, übrigens u. a. auch durch viel Lesen in diesem Forum (allerdings "in Deckung", denn für ein aktives Mitschreiben wäre ich noch zu dünnhäutig gewesen...).
Am liebsten wäre mir natürlich eine sofortige Lösung gewesen, denn dieses Ablehnungsgefühl ist einfach nicht wegzudiskutieren. Aber ich habe mich gezwungen, mich zu bremsen. Gedanklich war das Thema natürlich dauerpräsent und es fiel mir schwer, mich in dieser Zeit auf andere Dinge zu konzentrieren. Irgendwann wollte ich eigentlich nur noch zur Tagesordnung übergehen, aber das ging nicht, solange ich keine Lösung für mich gefunden hatte.
Irgendwann kam ich durch vieles Auseinandersetzen an den Punkt, dass mich eine weitere Tätowierung nicht mehr schreckte und ich fing auch an, in größeren Dimensionen zu denken. Schlussendlich habe ich mich dazu entschlossen, das (für mich) missglückte Element inklusive des alten Tattoos covern zu lassen und in dem Zuge ein gesamtes großes Projekt anzugehen. Es ist jetzt noch in Arbeit und da man ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben soll, möchte ich derzeit (noch) nichts zeigen (zudem bin ich erst so langsam bereit, mich aus der Deckung zu wagen...

).
Theoretisch kann immer noch etwas schiefgehen oder es kann mich auch ein ähnliches Ablehnungsgefühl ereilen. Aber bis hierher fühlt es sich stimmig an und ist trotz der Größe eine ganz andere Nummer als das kleine Element vorher, das mich echt erheblich Nerven gekostet hat ... Denn an diesen Schritt bin ich jetzt in vollem Bewusstsein herangegangen, dass eben auch etwas nicht passen kann. Das ergibt eine ganz andere Ausgangslage.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Aus meiner Sicht hat sich die Kommunikation mit dem jeweiligen Tätowierer als Schlüsselelement herausgestellt. Daher habe ich bei der Suche nach dem folgenden Tätowierer ganz erheblich auf diesen Punkt geachtet. Bis jetzt (!) kann ich zumindest Positives berichten und hoffe natürlich, dass es auch bis zur Fertigstellung so bleibt.
Mein Weg muss nicht Deiner sein, vielleicht kommst Du zu einer ganz anderen Lösung als ich. Aber vielleicht kannst Du ja aus meinem Bericht den einen oder anderen Gedanken für Dich herausziehen.
Nur kurz noch dies:
Den Punkt, dass Menschen aus dem Umfeld auf Nachfrage ein wenig Öl ins Feuer gießen, in dem sie bestätigen, dass dies oder jenes an dem Tattoo nicht stimmig ist, halte ich in der aktuellen Situation übrigens für etwas kritisch. Gerade wenn diese Menschen selbst nicht tätowiert sind, können sie dieses irrationale Ablehnungsgefühl vermutlich nicht nachvollziehen. Deshalb würde ich an Deiner Stelle versuchen, mich davon etwas abzugrenzen. Leicht gesagt, ich weiß ...
Übrigens bin ich in meinem Umfeld auch die einzige tätowierte Person ...
Edit: Und sehr hilfreich und entscheidend für mich war die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Verdrängung hätte mir (!) nicht geholfen.