Aufgrund meiner Rettungsdienst-Erfahrung und des damit verbundenen Kontakts mit Ärzten weiß ich, daß diese primär dann auf die Entfernung von Piercings im Mundraum wert legen, wenn bei OPs nicht nur mit Lokalanästhesie, sondern mit Vollnarkose in den verschieden Formen gearbeitet wird. Der Hintergrund dabei ist, daß dann ja im Regelfall intubiert werden muß und, so die Argumentation der Mediziner, die Piercings hier störend bis behindernd wirken würden.
Im Rettungsdienst, wo natürlich unter bestimmten Voraussetzungen auch intubiert wird, wird im Regelfall ein Zungenpiercing o.ä. nioht vor der Intubation entfernt, da wir dort meistens unter extremem Zeitdruck arbeiten müssen und jede Sekunde, die man für das Entfernen eines Piercings verwenden würde, eine verlorene Sekunde wäre.
Nichtsdestotrotz hab ich vor einiger Zeit mal eine Fortbildung organisiert, in dem ein Piercer meines Vertrauens das Rettungsdienstpersonal über Piercings, deren mögliche Platzierungen und die Methoden des Öffnens/Entfernens informiert hat. Da haben manche durchaus dumm geguckt. Das man Kugeln abschrauben kann, war ihnen ja noch klar, aber das Prinzip Klemmkugelring war dann für viele doch neu.
Und letzlich ist das Thema ja durchaus interessant, da man im Rettungsdienst durchaus häufiger Kontakt damit haben kann. Das können die bereits erwähnten Piercings im Mundraum sein, die evtl. bei einer Intubation stören können. Das kann aber auch die Gefahr des Einatmens von gelösten Kugeln von Piercings im Mundbereich (vor allem dann gefährlich, wenn der Patient aufgrund von Bewußtlosigkeit keinen Hustreflex mehr hat) sein. Oder auch das Brustwarzenpiercing, welches ggf. bei einer Defibrilation aufgrund der Leitfähigkeit des Materials zu einer Verbrennung führen kann (die aber meines Erachtens im Falle der Notwendigkeit einer Defibrilation billigend in Kauf genommen werden kann).
Alexander