Also ich finde die Jungs aus Berlin unterhaltsam - die Tätowierungen hingegen grottenschlecht. Ein Blick auf die Homepage macht nochmals deutlich, dass hier mit Talent gespart wird. Lichtblick ist - so scheint es zumindest - Lehrling Marshall: Der sticht überwiegend Schriften und stellt sich dabei geschickter an, als seine Ausbilder. Die Jessi macht künstlerisch auch einen für das Studio verhältnismäßig guten Eindruck. Zumindest bezogen auf die kurze Zeit, die sie sticht. Kann man nur hoffen, dass sie sich schnell weg bewirbt und in einem wirklich guten Studio weiterlernt.
Zur Produktion an sich: Gott sei Dank hat Spiegel TV den Zuschlag für die Classic Tattoo-Folgen bekommen - so kann man es sich wenigstens vom Schnitt und von der Geschichte her ansehen. Die Jungs und Mädels, die zuvor die Loniens und Jungbluths produziert hatten, haben sich nicht unbedingt mit fernsehjournalistischem Ruhm bekleckert. Den Grimme-Preis gab?s zumindest dafür nicht ? und das zu Recht!
Noch ein Satz zur Auswahl der Studios, die im TV zu sehen sind. Wie viele hier schon geschrieben haben: Nur die Wenigsten Top-Tätowierer wollen sich über so einen langen Zeitraum während der Dreharbeiten über die Schulter schauen lassen. Das kann ich verstehen: Ich fände es auch nicht so klasse, wenn immer drei bis vier Fernsehvögel mit Kamera, Licht und Ton in meinem Büro stünden, um mich beim Arbeiten zu filmen. So muss die Produktionsfirma dann nehmen, wer sich auf die Sache einlässt. Die künstlerische sowie handwerkliche Begabung spielt dann nur die zweite Geige.
Klar ist ja außerdem auch: Fast alles ist inszeniert und per Skript, also Drehbuch, festgelegt. Manche Einstellungen werden mehrmals wiederholt und bis zur (vermeintlichen) Perfektion gedreht; nicht selten hat der Regisseur "gute Ideen und Einfälle", die unbedingt filmerisch umgesetzt werden müssen - scheißegal, ob sie aus der Realität entspringen, oder nicht. Denn am Ende des Tages muss die Quote stimmen; selbst (oder grade) bei DMAX. Das tut sie, wenn das Format unterhaltsam sowie leicht ist und die Protagonisten eine einigermaßen gute Figur machen - gerne auch skurril und schrill sind (siehe die vier Schrottplatzbrüder). Da ist es dann auch total egal, ob die Elfe ohne Füße tätowiert wird oder die Schattierungen der Blumen misslingen - das sieht die interessierte Laienzielgruppe eh nicht. Für die Vögel, die sich hier in diesem Forum rumlümmeln und sich entsprechend intensiv mit Hautkunst auseinandersetzen, werden die Tattoo-Dokus ja eh nicht gemacht: Dafür sind ?die Bunten? als relevante Zielgruppe viel zu sehr in der Minderzahl.
Fazit: Anschauen, sich amüsieren und am Ende des Tages froh sein, dass man sich einst nicht dort hat stechen lassen. Unterhalten dürfen mich die Jungs und Mädels von Classis Tattoo ein Mal in der Woche sehr gerne - tätowieren aber definitiv nicht!

Das gilt übrigens abgesehen von Chris Garver auch für Miami Ink!
So, jetzt aber genug philosophiert?
Greetz ? M.!
"Dass Auschwitz sich nicht wiederhole!" Theodor W. Adorno