Morphcore hat geschrieben:Deswegen würde ich mir wahrscheinlich nie Tattoos inken, die man man nicht mit Kleidung verdecken kann. Schön aussehen is ja schön und gut, aber ich will ja auch nicht provozieren.
Hmmm... ich mach nen Unterschied zwischem bewusstem provozieren (ein gut sichtbar tätowiertes 'fuck you! auf der äußeren Handkante der Grußhand eines Bundeswehrsoldaten' z.B. ) und einer eher zufälligen Provokation (für mich z.B. der Fall wenn sich irgendjemand alleine durch mein Aussehen angegriffen bzw. auf den Schlips getreten fühlt). Ersteres würde ich auch nicht machen... 2- teres... das ist die Frage!
Der entscheidende Punkt ist einfach, daß ich lieber Einschränkungen im Berufsleben in Kauf nehme (evtl. lange Ärmel, ne Versetzung auf ne andere Station etc.) als aus, für mein Empfinden, falscher Rücksicht auf die Gefühle anderer meinen Traum aufgebe.
Die Tinte ist weit mehr als nur 'schön aussehen' & geht wesentlich tiefer als nur unter die Haut. Sie ist ein wichtiger Teil von mir & der Drang sie zu vollenden ist schier überwältigend.
[Bei der bösen kanad. Seite gibt's ein shirt, welches dies meiner Meinung nach ebenfalls recht gut auf den Punkt bringt.
'I never wanted to be different, i just wanted to be me']
Aus genau diesem Grund habe ich letzte Woche endlich den Schritt gewagt und bei unserem Chefarzt nachgefragt, mit welchen Konsequenzen ich rechnen muß, sollte ich mich dazu entschließen, meine Tinte bis runter zu den Handgelenken auszuweiten.
Seine persönliche Resonanz war sehr sehr positiv; sprich: für ihn spielt es überhaupt keine Rolle ob ich tätowiert bin oder nicht & wenn's alleine nach ihm gehen würde, wär es mir erlaubt meine Tinte öffen zu tragen.
... was ich ihm übrigens ohne weiteres glaube... ich 'kenne' ihn z.B. durch wöchentliche Visiten schon einige Jahre & schätze ihn als einen sehr offenen, kompetenten & objektiven Gesprächspartner.
Diese vielen 'wenn' 'würde' und 'wär's' in dem Satz zuvor bedeuten, daß er natürlich nicht alleine diese Entscheidung treffen kann, sondern sich mit der restlichen Klinikleitung beraten muß, was mittlerweile wohl auch schon ansatzweise passiert ist. Leut meinem direkten Vorgesetzten, der bei solchen Besprechungen meistens ebenfalls anwesend ist, sieht's momentan wohl so aus, daß es mir evtl. sogar erlaubt wird, meine Tinte offen zu tragen (um zu prüfen, ob Beschwerden kommen und mich dann ggf. aufzufordern meine Arme während der Arbeitszeit zu bedecken.) Eine entgültige Entscheidung steht jedoch noch aus (vereinbart war ca. eine Woche Bedenkzeit, die dann nächsten Dienstag zu Ende gehen würde)
Momentan trage ich auch im Hochsommer 3/4 shirts unter meiner Kleidung um die Unterarmtinte zu bedecken. Wirklich viel fehlt zum komplett langärmligen shirt da eh nicht mehr & so gesehen wär's mir relativ egal, sollte die Entscheidung dafür ausfallen.
Für mich war's einfach wichtig, aus diesem endlosen Versteckspiel auszubrechen und mich auch im Berufsleben zu meiner Tinte zu bekennen (viele meiner Kollegen wissen natürlich von meinen Tattoos, die Klinikleitung wusst's bisher nicht) & eine klare Aussage über die Konsequenzen zu bekommen, so daß ich realistisch pro & contra einer Erweiterung meiner sleeves abwägen kann.
...
Laut einem älteren Artikel im Tätowiermagazin ist der Arbeitnehmer übrigens über's Persönlichkeitsrecht abgesichert. Der Arbeitgeber kann ihn zwar auffordern, auffällige Tinte zu bedecken... ihm direkt verbieten, sich etwas stechen zu lassen, ist jedoch nicht rechtens.
Daß es natürlich Mittel & Wege gibt, unliebsame Mitarbeiter auch auf andere Art und Weise loszuwerden ist mir auch klar... aber das ist ein anderes Thema.
The year is 2083. Gender no longer exists. We all identify as different flavors of Doritos. I am Cool Ranch and this is my story.