Hallo Ramona,
wenn du dich mal mit der Suchfunktion durch das Forum wühlst, wirst du diverse Diskussionsfäden über das Thema Bedeutung von Tattoos finden. Meistens so Fragen von Menschen die mit dem Gedanken an ihr erstes Tattoo spielen: "Ich hatte Erlebnis x oder ich habe/wünsche mir Charaktereigenschaft y, welches Motiv symbolisiert das?"
Hier ist so ein Faden (unter mehreren) in denen unsere Moderatorin n8ght eine wie ich finde schöne Antwort gibt:
Du kannst in fast alles rein interpretieren, was du möchtest. Gibt ja keine Tattoo-Polizei, die dir einen Strafzettel ausstellt, weil für dich ein Leuchtturm nicht Fernweh, sondern dein Zuhause symbolisiert, weil du in einem solchen aufgewachsen bist.Ich denke auch daran, dass im Gefolge von Freud, Jung, Adler & Co eine Welle von "küchenpsychologischen" Ratgebern, etwa zur Traumanalyse herauskam, die dann etwa Traumsymbole/Geschehnisse listenartig irgendwelchen Problemen zuordneten, natürlich bar jeder wissenschaftlichen Grundlage.
Für was ein Tier steht, halte ich für eine stark - und oft sogar regional unterschiedlich - kulturell geprägte Symbolik, von den jeweiligen Mythen, und Legenden abhängt. Früher denen der Gemeinschaft, heute durchweg von einem sehr individuellen Hintergrund.
Ich muss bei "Wolf" notorisch an die herrliche Rotkäppchenverfremdung von James Thurber denken, deren Schlußszene so lautet:
Das Mädchen war noch sieben oder acht Meter vom Bett entfernt, als es schon erkannte, dass das nicht seine Großmutter war, sondern der Wolf, denn selbst mit einer Nachthaube auf dem Kopf ist der Wolf einer Großmutter nicht ähnlicher als der Metro-Goldwyn-Mayer-Löwe unserem Präsidenten. Also nahm das kleine Mädchen einen Revolver aus seinem Korb und schoss den Wolf tot. Merke: Kleine Mädchen lassen sich heutzutage nicht mehr so leicht für dumm verkaufen wie früher.Du siehst schon, was bei mir rauskäme, wenn ich mir ein Wolf-Tattoo stechen ließe
hab aber keins, jetzt darfst Du mal raten, was mein Gecko bedeutet, ein wunderschöner Phelsuma madagascariensis in Lebensgöße und Farbenpracht
Visuelle Kommunikation hat für mich etwas mit Botschaften zu tun, mit Nachrichten. Da wird es bei Tattoos eben schwierig. Die meisten Motive sind eben im nachrichtentechnischen Sinne kein Code (wie etwa ein Piktogramm) mit genormter Bedeutung, die sind sehr oft Spiel mit individueller Phantasie oder sehr individuellen Erlebnissen, sehr oft auch "nur" Ausdruck kreativen Spieltriebs und Gestaltungswillens.
Welche "Bedeutung" hat etwa Miros "Danceuse II" oder Wassily Kandinskys "Balance", ausser dass beide Bilder herrliche Spielwiesen für die Phantasie sind (meiner Meinung nach), eine konkrete Botschaft transportieren sie nicht.
M.E. ist das in unserem Kulturkreis (vielleicht im Gegensatz zu indianischen Völkern aber auch unseren germanischen Vorfahren) so mit dem Wolf. Die meisten haben nie einen gesehen, haben von der Biologie und dem Verhalten der Wölfe null Ahnung, der Wolf ist Projektionsfläche, in die sich kultureller Background etwa Grimms Märchen (oder bei mir James Thurber

) mit ganz individueller persönlicher Phantasie und persönlichen Erlebnissen mischt. Da wird m.E. im Sinne von Kommunikation keine direkt verständliche Botschaft transportiert, wie das etwa ein Piktogramm am Flughafen täte. Das ist eher wie das Fläschchen mit Sand, das für den einen die Erinnerung an einen frisch verliebten Traumurlaub zu zweit ist, der andere sieht 50 Gramm Siliziumdioxid
Es kann aber sehr wohl passieren, dass ich einen Menschen mit einem bestimmten Tattoomotiv sehe und meine Phantasien und Erlebnisse in das Motiv
hineinprojiziere.
Damit habe ich natürlich beste Chancen daneben zu liegen. In diesem Fall ist das Tattoo des anderen für mich sowas wie ein Klecksbild des Rorschachtests.
Vielleicht ist ein Tattoo manchmal ganz einfach nur ein Tattoo. vielleicht steht mein Gecko für nichts anderes als meine Liebe zur Natur, zur Biologie, zu Fernreisen. Es hätte auch ein Wolf sein können. In diesen farbenprächtigen Taggecko habe ich mich aber auf Madagaskar verliebt - dort gibt es keine Wölfe
