Hallo,
ich habe mich extra für diesen Thread hier angemeldet, denn langsam, aber sicher werde ich bei Kontakt zu dieser Gemeinschaft (eher schon Subkultur) wahnsinnig. Ich habe das jetzt in den Off-Tpic Ordner gesteckt, weil ich nicht den Platz für womöglich wichtigere Themen nehmen will. Außerdem ist noch zu sagen, dass hier nichts persönlich gemeint ist und dass ich auf jeden Fall bereit bin zu diskutieren. Ich habe nicht vor jemanden zu beleidigen und wenn sich jemand beleidigt fühlt hat er mich vermutlich Missverstanden. Es ist eine Kritik aufgrund meiner Erfahrungen.
Anders als viele Leute die ich bis jetzt kennen gelernt habe, hatte ich nicht in der frühen Kindheit schon den Traum tätowierer zu werden, sondern erst als ich mich das zweite mal hab tätowieren lassen. Ich hatte nachdem die Tätowierung abgeschlossen war das Gefühl, das jeden Tag machen zu wollen und da ich mich nicht jeden Tag tätowieren lassen kann, war die logische Schlussfolgerung Tätowieren zu lernen. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt nur selten gezeichnet war aber überrascht wie schnell ich dann besser geworden bin. Mir fehlt ein bisschen die Kreativität aus dem Nichts etwas entstehen zu lassen, aber im richtigen Moment mit einem guten Ansatz habe ich sehr schöne, niemals perfekte, Schwarz-Weiß Zeichnungen hinbekommen. (Mich un andere Personen reizt vor Allem diese Unvollkommenheit)
Ich habe dann angefangen mich mit den Grundlagen des Zeichnens und dem bisschen was ich im Internet fand zu beschäftigen und habe mich immer wieder gefragt waraum man so wenig findet. Mir war schon länger klar, dass es keinen Berufsschulzweig "tätowierer" gibt und so habe ich mit meinem geredet. Dieser hat mir empfohlen es zu machen wie er es gemacht hat: Learning by Doing, sagte mir aber auch, dass es lieber gesehen wird eine Art Ausbildung in einem Studio zu machen. Da ich damals noch in sehr behüteten Verhältnissen lebte war es für mich keine Alternative einfach irgendwo mit irgendwas anzufangen und ich habe beschlossen weiter im Internet zu forschen um entweder einen Ausbildungsplatz, oder aber zummindest einige (Über-)Lebenswichtige Grundlagen zu lernen. (Auf dem Dorf gibt es halt keine Tätowierer und mal eben auf blauen Dunst 200km fahren ist einfach nicht drin, wenn man einerseits von dem Taschengeld seiner Eltern lebt und andererseits Kettenraucher ist und zwei Katzen zu versorgen hat.)
Auf jeden Fall habe ich mich auf die Suche gemacht und, wen sollte es überraschen, kaum etwas gefunden. Die meisten Menschen wollen offenbar einen Sklaven haben, der ihre Dreckarbeit macht (ist nicht negativ gemeint, ich meine einfach aufräumen) und dafür auch noch BEZAHLT. Ich meine Hallo? Das ich kein Geld bekommmen würde kann ich verstehen, weil es ja nun nicht eben einfach ist sich über Wasser zu halten, aber dass ich auch noch Geld bezahlen soll und das noch im fünfstelligen Bereich sehe ich einfach nicht ein. Darüber hinaus war es offenbar auch noch zwingend erforderlich diesen Menschen als meinen Herren und Meister anzuerkennen dem ich regelmäßig die Pantoffeln wärmen und in den Arsch kriechen darf. Ich hatte auch darauf gehofft, dass ich in einem Bereich der ja naturgemäß etwas familiärer ist nicht siezen muss und dass es kein Problem wäre, dass ich die Schule abgebrochen habe. Aber auch damit lag ich völlig daneben. Es wurde aufs pinibelste darauf geachtet, dass meine Berwerbung allen Normen entsprach die es gibt. Die abgebrochene Schule war dann angeblich ein Indiz dafür, dass ich kein durchhalte vermögen hätte und es sowieso wieder schmeißen würde. Persönliches Gespräch oder zulassen eines Widerspruches: Auf gar keinen Fall! Die Meinung ist gebildet und davon gibt es kein zurück. Das ich die Schule aus gutem Grund abbrach hat niemanden interessiert. Selbst als ich dann einen aushilfsjob im Supermarkt angenommen habe um besser über die Runden zu kommen, hat man mich wenigstens gefragt warum ich das gemacht habe.
Diese Erfahrung lässt für mich nur einen Schluss zu: Das Monopol, dass die "gemeinschaft" der Tätowierer hat, eben weil es kein Ausbildungsberuf ist, führt dazu, dass viele Arbeiter dieser Berufszweige elitäre Egozentriker geworden sind.
Individualismus ist unangebracht. Eigenes denken und hinterfragen der Gedanken des Meisters auch.
Aufgeben kommt für mich nicht in Frage und aufgrund meines Lebenswandels habe ich mich von dem Gedanken eine Ausbildung zu finden verabschiedet (selbst wenn ich immernoch gerne eine hätte, dann aber in angenehmer Atmosphäre)
Ich bin einfach nicht geeignet für diese Art der Ausbildung.
Und so bleibt mir nur den Rat meines ehemaligen Tätowierers anzunehmen: Learning by doing! Und doch würde ich mich nicht als scratcher bezeichnen. Sicher meine ersten Arbeiten waren nicht gut. Aber ich sage den Menschen die ich tätowiere worauf sie sich einlassen. Das ich eben kein Studiotätowierer bin und kaum Erfahrung habe. Ich zeige ihnen meine ehrlich schlimmsten Arbeiten, nicht meine besten. Das macht mich meiner Meinung nach sogar ehrlicher als euch. Denn wer schmückt sich schon sein studio mit einer entgleisung oder einem schiefen tattoo?
Und entgegen der Meinung der meisten hier, finde ich nicht einmal wenig Menschen, die dazu bereit sind. Denn ich bin nicht der einzige, der diesen Weg gewählt hat, und in dieser Gemeinschaft, die abseits der "normalen" Tätowierergemeinschaft existiert, hilft man sich gegenseitig. Ohne dafür zu bezahlen und mit Platz für individualismus. Ein verwackelter Stern von einer Person die das zweite Mal eine Tätowiermaschine in der Hand hält bedeutet auch gleich viel mehr, als ein 5000€ arm. Während der arm nur aussagt "ich hatte mal viel Geld" und das was das Bild bedeutet, steht der Stern in gewisser Weise für eine Lebenseinstellung. Und zwar dafür frei von ungeschriebenen Regeln und Gesetzen seinen Weg zu gehen und anderen dabei zu helfen ihren zu finden.
Ihr sprecht oft mit einer gewissen Arroganz davon was man sich alles für "falsche" eigenarten aneignet, wenn man ohne viele Vorkenntnisse (ausgenommen davon sind der Grundlegende aufbau der Haut, der Maschine und Hygiene, die ich für absolut wichtig halte) anfängt zu tätowieren. Aber das was für euch falsch sein kann, kann für mich vielleicht sehr gut sein. Ausprobieren ist Notwendig um weiterzukommen. Was meint ihr wer dem ersten Menschen der eine Rotary-Maschine oder irgendeine andere Neuigkeit in der Hand hatte gemacht hat? Ausprobieren!
Natürlich ist es sinnvoll aus der Erfahrung anderer zu profitieren, aber inzwischen habe ich auch von Studiootätowierern so oft gehört, dass man eh für sich selbst rausfinden muss was funktioniert, dass ich glaube, dass Lehrlinge auch ausprobieren, in einem anderen Ramen, aber sie probieren genauso aus, und genauso kann ihnen dabei einiges schiefgehen. Es sei denn sie übernehmen vollständig die Dinge die ihr Lehrer tut. Das führt aber meiner Meinung nach nur dazu, dass man Dinge erlernt, die ein anderer für sich entdeckt hat.
Das ganze wäre natürlich ein ganzes Stück einfacher, wenn man nicht so eine riesen Sache daraus machen würde und wenn nicht einige Menschen die eine Tätowiermaschine halten können der Meinung wäre sie könnten Portraits vermitteln.
Versteht mich nicht falsch, ich habe kein Problem damit, dass Menschen in Studios arbeiten und habe auch kein Problem damit das andere sich dort Tätowieren lassen. Sei es weil sie sich sicherer fühlen oder wasweißich. Aber gleichzeitig würde ich euch empfehlen die eigene Einstellung mal grundlegend zu überdenken und sich zu fragen was der eigene Lehrer oder dessen Lehrer oder von mir aus auch noch der lehrer dessen lehrers mal gemacht hat.
Ich bin kein Dämon also prangert mich nicht an...
Ich weiß das eine Rechtschreibung furchbar ist. Und noch einmal: Ich BIN bereit zu diskutieren. Sachlich und präzise und wenn bedarf besteht führe ich meinen standpunkt auch noch weiter aus.