Trueness.

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Trueness.

Beitragvon Kontrakreativ » 15.03.2013 21:22

Hallo Forum,

ich überlege schon länger diesen Thread zu eröffnen, weil mir die Sache schon länger im Kopf rumspukt. Der Threadtitel ist relativ blöd gefallen, weil ich ein bisschen an Sprachlosigkeit leide. Ich meine damit, dass es in jeder Szene ja soetwas wie Trueness oder Realness gibt; das Dazugehören oder eben das Verkörpern bestimmter Szenestandards. Da kann man natürlich absolut nichts drauf geben und sich grundsätzlich so benehmen wie man will – ist ja auch gut so. Aber! Manchmal denke ich mir, dass Tätowierungen als eine der höchsten Formen der Hingabe an etwas auch das gewisse Maß an Respekt verdienen, das man in machen Fällen verletzt sieht. Im Falle von Tätowierungen oder einer Tattoo-Szene, soweit man auf Konsumentenseite davon sprechen kann, sehe ich da zwei Diskure über die ich ein Fass aufmachen möchte. Alle Beispiele sind aus meiner Zeit im Scout aufgeschnappt; in vielen Threads wurde etwas angesprochen, was man als Trueness oder vielleicht Tattooethik subsumumieren könnte:

1) Generell Tattoos
→ Wenn sich jemand innerhalb von kurzer Zeit massiv zustechen lässt. Wenn jemand in sehr jungen Jahren anfängt und mit relativ kurzer Bedenkzeit loslegt. Wenn sich jemand “Erwachsenenstellen” wie Gesicht, Hals, Hände oder vielleicht auch Unterarm stechen lässt ohne sonst großartig tätowiert zu sein.

2) Motive
→ Wenn sich jemand berufsspezifische Zeichen tätowieren lässt, ohne diesen Beruf auszuüben oder ausgeübt zu haben (Tätowierer, Seefahrer). Wenn sich jemand Literatur- oder Filmvorlagen sticht, ohne das Buch gelesen oder den Film gesehen zu haben (Cthulhu). Wenn sich jemand traditionell-japanisch tätowieren lässt ohne den geringsten Bezug zu Japan oder der japanischen Kultur zu haben.

Oder auch mal andersrum: Wenn Leuten mit kleinem Chinastempel oder Tribal das ernsthaft Tätowiert-sein abgesprochen wird.

Das soll hier kein Pranger sein. Niemand ist Aufschneider oder Poser weil er dieses oder jenes gestochen hat. Erlaubt ist natürlich was gefällt. Zum Glück sind wir mitlerweile soweit, dass Tätowierungen einigermaßen gesellschaftsfähig sind und man Tattoos außerhalb von Gefängnissen bekommen kann und trotzdem dazu gehört ;-) Dennoch interessiert mich, da es ja doch ein eher emotionales Thema ist, was sich die Leute hier dazu denken. Stecht ihr euch grundsätzlich alles ohne Rücksicht auf Konventionen? Nur Sachen mit bestimmter Vorgeschichte? Kennt ihr das Gefühl noch nicht reif für ein Tattoo zu sein/es noch nicht zu verdienen?

Vielleicht steh ich ja allein auf weiter Flur – und es ist generell eine blöde Flur ;-) - aber ich finde es macht schon einen Unterschied ob jemand Chinesisch lernt, bevor er sich einen Chinastempel abholt, oder ob er das Ding kurzentschlossen aus dem Flashkatalog wählt.

P.S. Jetzt wo ich das alles geschrieben habe, finde ich es ziemlich dämlich. Aber weil es gerade auch aktuell ist, wollte ich diese Gedankenfetzen mal in die runde werfen :mrgreen:
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Beitragvon mfux » 15.03.2013 21:30

Ich finds ned dämlich
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Re: Trueness.

Beitragvon Tobey Phoenixson » 15.03.2013 21:35

So ziemlich meine Denkweise.

Edith sagt:

Damit meine ich den Part mit der Motivbeschäftigung/-auseinandersetzung.
Zuletzt geändert von Tobey Phoenixson am 15.03.2013 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Trueness.

Beitragvon Ueberdosis » 15.03.2013 21:35

Also da du Cthulhu ansprichst und ich zu dem Zeitpunkt noch nicht das buch gelesen hatte, nur Zusammenfassungen, aber davon abgesehen auch das Motiv an sich einfach genial finde, bin ich jetzt nicht true?

Das Alter sollte man vllt noch definieren, Tattoos fand ich schon imer klasse, angefangen habe ich kurz vor meinem 21. Geburtstag vor knappen 2 Jahren, deshalb auch untrue?

Das einzige was für mich spricht ist, das ich an der schulter angefangen hab, dann zwar denn Sleeve weiter (aber von der arbeit her auch keinerlei Probleme hab), dann mit demm Rücken, das ja schon eine normalerweise nicht sichtbare Stelle ist.

2:1 bin ich also untrue? Dann sei es so ^^

Ich kann allerdings behaupten, dass ich es meinetwillen mach und nicht um irgendwo dazu zu gehören.
Leute die kleine Sachen haben oder auch nichts, stellt für mich auch kein Problem dar, warum auch?


Tante Edith will wissen wie du auf Cthulhu kommst, sie fühlt sich gemobbt xD :wink:
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Re: Trueness.

Beitragvon Kontrakreativ » 15.03.2013 22:03

Ueberdosis hat geschrieben:Tante Edith will wissen wie du auf Cthulhu kommst, sie fühlt sich gemobbt xD :wink:


Ach, da ging es gar nicht um Dich oder irgendwen bestimmten.

TLW zB. sticht das Motiv ja im Moment relativ oft, nennt es auch so (Cthulhu) und es war ja auch schon immer seine Richtung. Aber die meisten Leute wissen einfach nicht, dass diese Art von Tentakelmonstern ursprünglich auf Lovecrafts Geschichten basieren. Sie sind mittlerweile auch Teil der Popkultur und dieses Vorgehen daher auch nichtmal im Ansatz verwerflich. Wer sich das Ding also stechen lässt, weil er es einfach geil findet - gute Sache.

Aber ein Cthulhu-Tattoo, das tatsächlich auch aus bewusster Hingabe zu Lovecrafts Werk entsteht hat für mich nochmal einen anderen Stellenwert. Und gerade weil zB. TLW die so super krass umsetzt, ist es doppelt ärgerlich, wenn jemand mit dem schönsten Cthulhu-Ärmel nicht mal die literarische Vorlage kennt :mrgreen:
Zuletzt geändert von Kontrakreativ am 15.03.2013 22:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Trueness.

Beitragvon sk8mafiaflip » 15.03.2013 22:08

Ein Bild das von euch wohl fast alle kennen werden, aber ich finde es passt trotzdem sehr gut hier rein... Ich finde es zum Teil sehr krass wie vor allem junge Leute/auch junge Tätowierer/-Azubis schon mit 22 oder so Gesicht Hände und Hals tätowiert haben (Hände und Hals ist jetzt wohl nicht ganz soo tragisch), ich habe da schon mit mehreren Tätowierern drüber geredet und oft gehört, dass sie niemandem das Gesicht tätowieren würden und das obwohl es ja gerade so Trend ist! Ob man jetzt dadurch mehr Streetcred bekommt odern nicht kein Plan, juckt mich auch nicht wirklich, aber ich persönlich find den linken der 2 Typen cooler 8) (wobei ne Kombination natürlich auch nicht verkehrt wäre :lol: )

Bild

Cheers, Flip
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Re: Trueness.

Beitragvon Ueberdosis » 15.03.2013 22:15

Naja ich kannte es vorher auch nciht, ne Freundin hat bei nem tattoo von tommy gemeint, so stellt sie sic Cthulhu vor. Naja bisschen durchgelesen usw was Cthulhu ist und eig voll klasse, na dann shclag ich das doch vor, da meine erste Idee zwar vllt mehr Hintergrund hatte aber einal nicht so Tommy's Ding war und zweitens nicht so gut gekommen wäre.
Also vorgeschlagen, Temrin bekommen und passt.

Aber jung bin ich denke ich nach dir gesehen auch und hab mich shcnell zuhacken lasen und auch Unterarm, aber ich denke, das kann man wirklich nur nach einzelfall beurteilen.


An sich würd eich nicht sagen das es "eine" Tattooszene gibt, wenn man da von eienr Szene spricht, dann eher von mehreren, da es doch auch da zuviele verschiedene Gruppen gibt, wobei ich das ganze Szenendenken eig nicht so wirklich unterstütze, schließlich beurteile ich jeden einzelnen für sich.
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Re: Trueness.

Beitragvon Motzi » 15.03.2013 22:48

Kontrakreativ hat geschrieben:1) Generell Tattoos
Wenn sich jemand “Erwachsenenstellen” wie Gesicht, Hals, Hände oder vielleicht auch Unterarm stechen lässt ohne sonst großartig tätowiert zu sein.


Ich hab mir mal nur den Schuh rausgesucht der mir in irgendeiner Form unter Umständen auch passen würde.

Du hast vor den Unterarm ja ein "vielleicht" gestellt. Sicher nicht ohne Grund. Für mich persönlich ist der Unterarm eine Stelle wie Oberarm, Rücken, Beine, usw. Doch wie kam es ausgerechnet zum Tattoo auf dem Unterarm? Relativ einfach: Das Motiv war soweit klar und für relativ längliche Motive kommen soviele Stellen ja nicht in Frage. Für den Rücken hab ich was größeres vor was ich mir nicht versauen wollte, also fiel der auch weg. Daher blieb außer Unterarm wenig übrig. Rein vom "zeigen" sind ausreichend große Oberarmtattoos eh genauso sichtbar. Und auf Arbeit (zumindest beim Kunden) ist auch im Sommer langärmliges Hemd Pflicht, also ergeben sich da auch keine Probleme.

In sofern sehe ich den Unterarm nicht als "Erwachsenenstelle". Bei Gesicht, Hals, Hände geb ich dir allerdings vollkommen recht. Das erste Tattoo gleich auf den Hals wirkt schon ein affig...
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Re: Trueness.

Beitragvon MissesNextMatch » 15.03.2013 23:57

Ich tue mir ebenfalls sehr schwer, im Zusammenhang mit Tätowierungen von einer Szene zu sprechen. Die mag es vielleicht für Tätowierer und einige andere, die damit ihre Brötchen verdienen, geben, aber als Tätowierter fühle ich mich in diesem Sinne keiner Szene zugehörig.

Vielleicht liegt's daran, dass Tätowierungen inzwischen so unglaublich stark verbreitet sind. Mir fehlt da einfach das Verbindende. Wäre für mich in etwa so, als ob man im Bezug auf Leute, die gerne Musik hören, von einer Musik-Szene sprechen würde, ohne das irgendwie näher einzugrenzen.

Und um mir auch mal den Schuh des Ausgangsbeitrages raus zu suchen, der mir passen würde: Ich bin gerade dabei, mich "innerhalb von kurzer Zeit massiv zustechen" zu lassen, aber fühle mich dadurch nicht im geringsten weniger true als wenn die Sitzungen der letzten Monate über mehrere Jahre verteilt gewesen wären. Ich habe letztes Jahr im Alter von 25 angefangen. Dass ich Farbe in die Haut bekommen möchte und zwar massiv, dürfte da gut und gerne 10 Jahre oder sogar länger noch festgestanden haben. Letztes Jahr hat dann alles gepasst. Ich hatte meine Wunschtätowierer sowie die dazugehörigen Motive beisammen und vor allem auch das Geld, um keine Abstriche machen zu müssen. Also ging's los. Dass die Wartezeiten dann viel kürzer waren, als ich mir das vorgestellt hatte, hat sein Übriges dazu beigetragen, dass es ziemlich rasant voran ging.
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Re: Trueness.

Beitragvon Branislav » 16.03.2013 0:27

ich erschrecke irgendwie wenn ich sehe wie sich junge maedels "tattoomodels" gleich hals und gesicht taetowieren lassen, obwohl sie sonst nicht gross taetowiert sind. das ist mir letztes mal eben vor zwei tagen passiert. bei gesicht bin ich empfindlich. ich meine, die sind noch so jung.
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Beitragvon CherryBlossom » 16.03.2013 2:34

Sk8mafia:
Das von dir gepostete Bild passt nicht nur auf tattoo-Azubis sondern auch allgemein.
Mir kommt es oft so vor das die "Neulinge" sich lieber an möglichst sichtbaren stellen tätowieren lassen wollen, gerade junge Mädels.

Das sich die "Tattoomodels" gleich an Hals und/oder Hände tätowieren lassen kann ich dir erklären Brani, anders bekommst du kaum richtig dort Fuß zu fassen ;) wenn du nicht mindestens Arme und Dekoletee hast bist du nicht "richtig" tätowiert ;)

Die Tätowierer die ich bisher kennen gelernt habe sind sich auch keiner Szene (mehr) bewusst. Ich denke dafür sind Tätowierungen schon zu sehr verbreitet.

Über True oder nicht-True habe ich bisher nie nachgedacht und höre das auch zum ersten mal.
Ich habe eh sehr viele Meinungen geändert seitdem ich im Studio arbeite und gehe einiges lockerer an.
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Beitragvon Schwalbe » 16.03.2013 14:24

Ich habe auch nicht viele Tattoos (6, halt Mädchen Motive wie Schmetterlinge, Schrift und Schwalbe), aber da ich absolut nicht weiß wohin es mich verschlägt, sind Tattoos und Piercings von Brust bis Oberschenkel verteilt... Ich trau mich nicht mal an die Schultern... Und schön finde ich es auch nicht, kommt zt so rüber, als müsse man unbedingt sehen, daß man tätowiert sei.
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Re: Trueness.

Beitragvon PippilottaViktualia » 16.03.2013 18:20

Zu der Bedeutungshaftigkeit von Motiven: natürliche mache ich mir und denke ich die meisten darüber länger Gedanken und normalerweise kommt man ja auch nicht so ohne weiteres auf irgendein Motiv, da steckt ja oft was Verbindendes hinter, dass es einem überhaupt einfällt.
Aber ich bin ganz klar der Meinung, dass man sich auch was tätowieren lassen darf, einfach weil man's schön findet.
Im Idealfall verbindet sich beides :wink:
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Re: Trueness.

Beitragvon tinydancingdoll » 16.03.2013 20:26

Manchmal find ich das alles übertrieben, hab heute auf der Con in MG beim Contest auch den Kopf schütteln müssen, als ein junges Mädel ihren Zombie am Hals gezeigt hat - vorne, fast bis übers Kinn. Arme waren glaub ich bei ihr noch frei... Da frag ich mich auch echt einfach warum. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, aus dem Eltern ihre Kinder Don Armani Karl Heinz nennen. Man will halt zeigen, dass man anders oder besonders ist. Und da dann viele Leute im Freundeskreis an Oberarm oder Knöchel tätowiert sind, greifen einige dann direkt zu den sichtbarsten Stellen. Dass der ein oder andere Promi sich auch was auf den Hals machen lässt, regt dann vllt auch dazu an.

Viele Tattoos zu haben ist dann in der Szene ja auch ein bisschen "Statussymbol" und sorgen dafür, dass man beachtet wird.

Ansonsten kriegt jeder das Tattoo was er verdient, wenn jemand ein gutes Asiasleeve hat, dann hat er auch seine Hausaufgaben gemacht und ich würde ihm nicht unterstellen wollen, dass er nicht true genug ist, nur weil er mir vielleicht nicht sämtliche Bedeutungen einzelner Motive runterbeten kann.

Man sagt ja auch nicht, dass sich jemand nur dann Golfspieler nennen darf, wenn er viele teure Schläger hat.
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Re: Trueness.

Beitragvon Ueberdosis » 16.03.2013 20:30

@tiny geb ich dir vollkomen Recht, nur welche Szene? Gibt doch kaum noch einen Jugendlichen der unter Tätowierten eine Szene feststellen würde.
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