Hallo!
Ich hab die letzten Stunden hier mal quer gelesen und bin echt begeistert von Euren Erfahrungen!
Und dann dachte ich:
Wow,jetzt will ich meinen Senf auch mal dazugeben!
Also meine Erfahrungen mit Tattoos und Arbeit spalten sich rege.
(vorsicht: tippfreudige Irre holt Luft!)
Ich selbst bin Krankenschwester und bei mir war das so:
Als ich meine Ausbildung begann,kamen am 2ten Tag zwei Vertreterinnen von den Häusern bei denen wir angestellt waren(zwei Krankenhäuser,eine Schule).Die Dame aus der Psychiatrie war selbst hier und da mit Farbe verziert und erklärte,dass wir in der Ausbildung gern Tattoos haben dürfen,wenn es aber etwas ist,wo akut Psychotische etwas "Sehen" oder interpretieren könnten oder das provokant wirkt(z.B. Totenköpfe oder sowas)wird man uns bitten es zu verdecken und das fanden wir alle fair. Dann kam die Dame aus dem Christlichen Haus(normales,chirougisches Krankenhaus) die ganz klar sagte,dass es zwar so nicht im Vertrag stehe,ein sichtbares Tattoo aber zur Kündigung führe(der offizielle Grund wäre eben ein anderer).Mal abgesehen davon,dass das Haus eh stellenweise mit UNMÖGLICHEN 'inoffiziellen Regelungen' daher kam,war das für uns alle ein wenig schockierend.
Gegen Ende der Ausbildung hatte ich dann schon meinen Fuß,meine Hüfte und Rippen sowie meinen Arm und es war niemandem aufgefallen(außer in der Ambulanten Pflege wenn ich bei 37grad mit Sandalen mitgelaufen bin.Die alten Leute reagieren übrigens besser als meine verklemmte Kollegin die wissen wollte ob ich auch Drogen nehme...).
Dann hab ich in dem Haus angefangen,in dem ich jetzt bin.
Auf meiner Station haben ein paar Kollegininnen auch Tattoos,allerdings muss ich sagen dass bis auf eine die alle als Jugendsünde bezeichnen(auch welche,die ich garnich schlimm finde!).
Zum Juni hin möchte ich mir jetzt meinen Unterarm machen lassen und dachte mir,dass ich da vielleicht gerne mal Rücksprache halten würde.Meine Stationsleitung meinte,dass es nicht gegen die Hausregeln spreche,im OP arbeite auch eine (Zitat:)"...bekritzelte Frau.".Danach erklärte sie mir,dass ich das also gerne umsetzen dürfe,SIE das aber TOTAL Asozial findet. Gut.
Was sie denkt kann mir ja prinzipiell egal sein.
Meine Patienten haben bisher ab und an mal meinen Oberam aus dem Kittel schlüpfen sehen und bisher hatte ich seltenst negative Reaktionen("Sind sie sicher dass sie das im Alter nicht bereuen?!","Kommen SIE mal in MEIN Alter,dann finden sie das nicht mehr schön!"(eine andere Patientin mal: "Lass das Mädel doch,alte Haut sieht auch so scheiße aus!")).Oft begegnen sie mir sogar mit Interesse und fragen mich aus!
Unsere Ärzte fanden das bisher auch ehr cool und versuchen immer zu hinterfragen,wofür das stehe,wie weh es tat,ect.
Meine Mutter allerdings ist dem ganzen gegenüber Extrem skeptisch und sagt,dass ich,wenn ich mal wo anders hin will,sicher keine Arbeit mehr finde weil keiner eine tätowierte Schwester will.Ich persönlich denke,dass der Markt für Schwestern so schlecht ist,dass ich immer ein Haus finden werde,außerdem liegt es mir am Herzen und ich bin auch bereit,langärmlige Sachen zu tragen wenn man mich darum bittet.
Eine andere Erfahrung hat eine Bekannte von mir gemacht:
Ihr erstes Tattoo war ein Sleeve voller knallbuntem Getier.
Sie wollte unbedingt in die Akutpsychiatrie und beschwerte sich oft,dass sie merkte zu welchen Vorstellungsgesprächen sie mit langen Ärmeln erschienen wär und wo nicht.
(Wobei ich glaube,dass in diesem Bereich so ein Arm nun einmal von manchen Patienten nicht so prickelnd aufgenommen wird und kann verstehen dass viele Arbeitgeber ihr anboten,in einen weniger aktuen Bereich zu gehen)
Eine andere Bekannte von mir ist Kindergärtnerin und bekam von ihrem ersten Arbeitgeber direkt sichtbare Tattoos verboten. Er sagte,sowas würde die Kinder animieren und das sehen die Eltern nicht gerne.
Von dieser Einstellung war ich ein wenig...Geschockt!
Ein ehemaliger Kumpel von mir hat beide Arme zu,der ging damals zu Bauch und Beinen über und ist...Irgendwas mit Mechanik in einem großen Betrieb gewesen(sorry,die Berufsbezeichnung is nie hängengeblieben

)und bei ihm habe ich mitbekommen,dass der Chef sagte er schicke ihn nicht auf Montage,da er nicht wolle dass jemand wie er(und zeigte auf seine bunten Arme)seinen Betrieb repräsentiere.
Zum Thema starren:
Ich gebe zu,dass ich ja jemand bin der Farbe auf fremden Körpern prinzipiell hinterhergafft

Aber eben aus Neugier und Interesse!
Mir ist in einem Freizeitpark mal passiert,dass der Kerl dann plötzlich auf mich zustürmte und mich verärgert anfuhr,das aber dann anders sah als ich meine 'Macke' aufklärte!
(am Ende standen wir da und zeigten uns gegenseitig was wir so auf der Haut tragen

)
Soweit von mir und meinen Erfahrungen!