Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid?

[vetmunich]

Ich habe es zum Anlass genommen, dass eine Zahnarzthelferin hier im Dorf sich den Unterarm hat tätowieren lassen. "Du Mutti, ich bin auch seit dem Sommer tätowiert."

Für die die es noch nicht kennen: anatomische Darstellung eines Pferdes und Pferdekopfes (meine Mutter hat es verglichen mit einem Gunther von Hagens), drumrum Stein-Ornamentik. so gut wie kompletter Rücken.

Als sie es gesehen hat brach sie in Tränen aus: "Julia, das ist so hässlich. Soetwas habe ich von meiner Tochter nie erwartet. So einen Rücken will kein Mann sehen und so wie du jetzt aussiehst wirst du auch keinen Mann finden. Ich denke du wirst das bereuhen, und ich weiß genau, dass das zur Sucht werden kann und es wird sicher nicht dein Letztes bleiben."

An dieser Stelle hab ich natürlich verschwiegen, dass es im August weiter geht.
Und das ist leider erst die Kurzfassung. Zwei Stunden habe ich es mir angehört, dann habe ich das Feld geräumt.

Tja, was soll man dazu sagen. Gut, dass ich 1000 km weg wohne und zumindest ich darauf stolz bin und es schön finde. Vielleicht wird sie sich irgendwann einmal dafür entschuldigen..

[LÖö]

Schon heftig, dass es deiner Mutter am wichtigsten ist, dass du einen Mann findest bzw. Männern gefällst... Ich finde solch ein Denken ganz schlimm. Es geht gar nicht drum, was dir gefällt oder womit DU glücklich bist. Ohne Mann ist das Leben scheinbar nix wert - so denken leider sehr viele Eltern (auch in Bezug auf Homosexualität der Kinder).

Mein Vater ist absolut gegen Tattoos, weshalb er von meinem ausgebauten Rücken nix weiß. Keine Ahnung, wie lang es sich noch verbergen lässt. Meine Mutter findet es auch ganz furchtbar, ist aber mittlerweile so abgestumpft, dass sie kaum noch was sagt.

[holisch]

Als sie es gesehen hat brach sie in Tränen aus: "Julia, das ist so hässlich. Soetwas habe ich von meiner Tochter nie erwartet. So einen Rücken will kein Mann sehen und so wie du jetzt aussiehst wirst du auch keinen Mann finden. Ich denke du wirst das bereuhen, und ich weiß genau, dass das zur Sucht werden kann und es wird sicher nicht dein Letztes bleiben."

ganz normale reaktion von leuten die nichts mit tattoos am hut haben. fuer die ist man von nun an komplett fuer sein leben entstellt und man hat es "fuer sie" versaut! weil man es nicht mehr rueckgaengig machen kann... aber meistens sind auch die, die mir 25x im jahr damit in den ohren liegen, dass sie zu dick sind und sich deshalb nicht ins freibad gehen... aber sie koennten ja was dagegen machen.... seit 25 jahren
nur die leute die im allgemeinen so denken sagens dir nicht, weil sie dir eben nicht so nahe stehen wie deine mum... aber denken tun so sehr sehr viele! du musst lernen damit klarzukommen.1

Vielleicht wird sie sich irgendwann einmal dafür entschuldigen..

vergiss es ! du wirst von ihr nicht die absolution erhalten! niemals! und sie wird es dir auch bei jeder gelegenheit unter die nase reiben und alle nur erdenklich moeglichen schuld auf deinen ruecken schieben! glaub mir einfach
und auch hier... es muss dir egal sein/werden... du bist von nun an "abgestempelt"
ist einfach so. willkommen im assozialen pack

[arec]

Meine Mutter findet es auch doof. Sie guckt sie sich an und meint denn das sie es hässlich findet!

Grade den Rücken mag sie gar nciht weil so groß und so viel
Den Dämonensohn mag sie auch nicht, wie konnte ich ihren hübschen Enkel nur so darstellen.
Den Schädel aufm Bein hinten kennt sie noch nicht, na ja, eigentlich schon! Hab ihr das Bild mal zufällig bei myspace gezeigt ihr aber nicht gesagt das es mein Bein ist, sie fands schrecklich

Außer den Rücken hab ich ihr nix erzählt vor dem Stechen. sie weiss das sie mich eh nicht abhalten kann und macht mir deswegen auch keine große Szene! Sagt kurz was sie denkt und das wars denn!

Nur kommt sie mir immer mit dem Spruch was denn sei wenn ich mal ne Eigenhauttransplantation brauche...
bla

[MissingMissCharlene]

Hm, scheint also bei Müttern normal zu sein, dass sie das nicht so ganz nachvollziehen können. Meine ist auch so ein Fall.

Na ja, aber auch beim Rest der Verwandtschaft ist es nicht so einfach.

1. Tattoo: Also, ich lasse mir ein Tattoo stechen... wurde akzeptiert, man ging von einem aus.
2. Tattoo: Also, ich war gerade im Studio und habe einen Termin... konnte man nichts mehr machen.

Gezeter in der Verwandtschaft: Das war aber jetzt das letzte Tattoo (die meinen das ernst mit kein Geld und so...)...

3. Tattoo: Habe ich nur meiner Mutter gesagt. So kurz vor Terminabsprache.

Aber diese Dinge kenne ich von ihr. Sie hat vorher und auch nachher schon immer gemeint:
- Was soll ich tun, damit ich es verhindern kann? / Wenn ich es nur verhindern könnte!
- Du wirst es bereuen!
- (Vorwurfsvoll) Und, gefällt das dem X auch? (Na ja, aber da wir ja nicht zusammen sind – und eigentlich weiß sie das auch – im Ernst: siehe oben bei vetmunich, geht in die Richtung).
- Wie kann man sich nur so verschandeln!
- Du weißt schon, dass das süchtig macht!
- In dieser Beziehung bist du blöd.
- Den Rest habe ich mal lieber vergessen.

Hm, wie lange kann man eigentlich ein im Entstehen begriffenes größeres Tat auf dem linken Unterschenkel verbergen? Also zumindest familiär muss ich mal sehen (beruflich ists so oder so kein Thema: Nur lange Hosen)... Aber davon lasse ich mich nicht abhalten.

[upsidedown]

Wir alle tragen Verantwortung für unsere Handlungen. Und so schön es wäre, wir können weder Respekt, Verständnis noch Toleranz ernsthaft erwarten. Das sind andere Generationen und andere Sozialisierungen. Solange man schweigt, verdeckt, sich versteckt und taktiert, solange suggeriert man seinem Gegenüber eben jenen, eigentlich nicht vorhandenen, Diskussionsspielraum über die Entscheidungen des eigenen Lebens. Teilweise selbst angelegte Ketten. Zum Erwachsenwerden gehört nunmal dazu zu tragen, dass man Entscheidungen trifft, die andere nicht verstehen können und dass wir mit den daraus folgenden emotionalen Unstimmigkeiten so lange leben, bis unser Gegenüber unsere Emanzipation verstanden hat. Oder eben auch nicht, dann müssen sich Wege eben manchmal, vielleicht auch nur für eine Zeit, trennen.

Die Alternativen: sich das ewige Gefrozel weiter reinziehen, sich abnerven lassen und diskutieren was eigentlich nicht diskutierbar ist. Oder in den Pfaden anderer wandeln und verzichten.

[Phoenix]

Ja , ja und ja.

Ich hab immernoch das Problem da meinen mom umbedingt will aber ich noch um die größe kämfe das es auch vernünftig wird.....

Bei meinen schwiegereltern haben wir (frau/ich) uns durchgesetzt....

Wenn man ein umfld hat das einen nicht belasten soll kann man in gewissen dingen keine kompromisse ein gehen.

[Body_Soul]

Für meine Mutter war es auch ganz schlimm das ihre Tochter tatoviert wird. Und dann auch noch der halbe Rücken war der Horror. Sie hatte das erste mal auch einen Schock als ich mit den Outlines nach Hause kam. Mittlerweile hat sie sich dran gewähnt und sagte sogar einmal, wie schön sie es finden würde
Das hat mich gefreut.

Die Reaktion meiner OMa fand ich letztens total süß. Sie wusste bis dahin nichts davon. Dann bin ich mal an ihr vorbei gegangen mit einem etwas Rückenfreiem Oberteil und sie lief mir hinterher und sagte dann : Ach Kind, du hast aber ein schönes Oberteil an, vor allem am Rücken sieht es schön aus, das Muster.
Ich hab daraufhin gelacht und ihr erklärt was es ist
Sie streichelte dann drüber und fragte mich ob es mir nicht weh tun würde...total süß...
Über meine anderen Tattoos weiß allerdings meine Familie nichts drüber da ich einfach keine Lust auf Stress habe. Aber lange werd ich sie eh nicht verstecken können.

[hisk]

ja, das sind halt andere Generationen....
aus dem Grund habe ich es meiner Mutter auch noch immer nicht *präsentiert*....

[Nimue]

Meine Mum hat sich damit arrangiert. Die ganzen Sätze a la.. Verschandeln.. Geldverschwendung.. Hässlich.. usw. durfte ich mir natürlich auch erst anhören

Aber nutzt ja nix und das hat sie zum Glück eingesehen. Jetzt geht sie sogar mit mir ins Freibad und ich habe so das Gefühl, sie fühlt sich dabei sogar wohl das manche etwas komisch gucken. Sie führt mich auch gerne mal ihren Bekannten als Kuriosum vor "Das ist meine bunte Tochter.. zeig doch mal!!"

Bekommt sie mit das wieder was geplant ist, kommen schon Vorschläge von ihrer Seite. Meine Motivwahl behagt ihr leider nie, sie hätte an mir lieber "sowas wie die Maoris.."

Von meinem Vater hörte und hör ich eigentlich nur ein stoisches "...du spinnst.."

[pupskuh]

... ich bin ja immer wieder erschrocken, wie manche familienmitglieder reagieren... die story von julia macht mich einfach nur sprachlos .. ich glaube, manche eltern/geschwister etc. vergessen, was sie möglicherweise alles für leichen im keller haben, von denen niemand weiß und die mit sicherheit auch nicht jedermann gefallen würden... ich für meinen teil kann mich offenbar glücklich schätzen, dass meine eltern meine "farb-sucht" tollerieren und sogar toll finden... kleine anekdote dazu: mein papa hat - nachdem ich ihm meinen euter nebst kuh per email zum angucken geschickt habe - selbige allen kollegen gezeigt und in seinem büro angegeben wie bolle... und meine mama empfiehlt mich als "berater", wenn irgendeiner ihrer jüngeren kollegen den gang zum inker wagen will (so á la "frag mal meine tochter, die kennt sich damit aus.. "... ) ... ist offenbar aber eher selten der fall, dass die ellies das so entspannt sehn... und das finde ich mehr als traurig...

[nuller]

Hm, scheint also bei Müttern normal zu sein, dass sie das nicht so ganz nachvollziehen können.

Näh! Da habe ich anscheinend Glück mit meiner Mutter. Ich habe ihr erzählt, dass ich mich tättowieren lasse. Sie hat dann nur gegrinst und wollte genau wissen, was und wo. Also wir uns dann mal im Internet Bilder von guten und sehr guten Tattoos angeschaut haben, war sie ganz baff, was heutzutage so möglich ist. Wahrscheinlich hat sie bei Tattoos an "Knasttattoo-Qualität" gedacht. Mehr Familiy habe ich nicht mehr, mit der ich mich auseinandersetzen muss.

Bei Freunden war es irgendwie skuril: geschätzte 99% können mit Tattoos nix anfangen und finden sie teilweise sogar scheisse. Die haben dann recht neugierig nachgefragt und die Standardfragen gefragt (Tat es weh, was soll es bedeuten, wie teuer etc.). Aber dann war es das auch: kein komisches angucken oder versucht ins Gewissen zu reden. Nö. Jeder hat halt seinen Standpunkt und gut ist. Trotzdem schmeckt das gemeinsame Bier immer noch Aber das mag wohl so einfach und normal nur mit Freunden gehen und nicht mit jeder Family...

[LÖö]

Komischerweise fordert meine Mutter mich trotzdem auf, das Tattoo Bekannten zu zeigen. So furchtbar kann es also nicht sein. Ich beneide dennoch alle, die so offene Eltern haben. Die Engstirnigkeit meines Vaters ärgert mich, klar hängt das von seiner Sozialisation ab, erwarte ich von einem Akademiker (und nicht nur von solchen) eine gewisse Weltoffenheit. All seine Angestellten sind tätowiert, da hat er kein Problem damit.

[schnari]

Nur kommt sie mir immer mit dem Spruch was denn sei wenn ich mal ne Eigenhauttransplantation brauche...
bla

den kannte ich nch nich

wobei, meine eltern sind ja eh cool. sie akzeptieren es

[madmaxx]

Nur kommt sie mir immer mit dem Spruch was denn sei wenn ich mal ne Eigenhauttransplantation brauche...
bla

Geil, Patchworktattoo.